Die Arbeiten von Eva Berendes nähern sich in Erscheinungsbild oder technischer Machart häufig Gegenständen an, die aus dem Bereich der Angewandten Kunst und des Kunsthandwerks stammen. Ihre „Paravents“ und „Vorhänge“ sind hierfür offensichtliche Beispiele. Aber auch Gipsreliefs und freistehende, mit Fäden bespannte Skulpturen oder Screens aus patchworkartig zusammengefügten Stoffen greifen Aspekte kunsthandwerklicher Praxis auf und verbinden sie mit Fragestellungen abstrakter Malerei. In dieser Verknüpfung wird die Fragwürdigkeit und Brüchigkeit der kategorischen Unterscheidung beider Bereiche nachvollziehbar.
Kunst- und Designströmungen, die sich auf verschiedenste Art und Weise mit dem Zusammenhang von Kunst und Gestaltung beschäftigt haben, wie zum Beispiel die Arts and Crafts Bewegung, Art Deco und das Bauhaus sind dementsprechend wichtige Bezugspunkte für die Künstlerin. Ihr besonderes Interesse gilt der ehrfurchtslosen Wiederauflage dieser Bewegungen in den 1980er Jahre durch Architekten- und Designergruppen wie Memphis, die die Fragestellung von einer anderen Seite her aufgerollt haben, indem sie etablierte Vorstellungen von gestalteten Gegenständen ignoriert und mit Zitaten moderner Kunst ausstaffiert haben.
In der Ausstellung Silk, Grids & Souvenirs zeigt Eva Berendes Seidentücher, die sie mit starkfarbigen Flächen- und Linienzeichnungen versehen hat, deren Komposition und Farbgebung als eine eher „weltlich“ anmutende Ausprägung abstrakter Formensprache verstanden werden kann. Die Tücher werden nur durch zwei Magnete auf schmalen, weißen Wandhalterungen gehalten, die Kraft der Magnete und die Zugkraft der Seide tarieren sich gegenseitig aus, so dass der dünne Stoff durchhängt. Die durch den leichten Faltenwurf entstehende, subtile Verformung des Materials unterläuft so die Rigidität der abstakten Kompositionen. Hier, wie auch in vielen ihrer anderen Arbeiten, ist die Art der Präsentation also integraler Bestandteil der Arbeiten und überführt die Matrix von Bildträger und Bild in eine ebenbürtigere, symbiotische Beziehung.
Den Seidentüchern gegenüber positioniert Eva Berendes ausladende Skulpturen aus weißer Pappe, die Architekturfragmenten oder Verkaufsarchitektur wie Tresen und Auslagen ähneln. Sie bestehen lediglich aus einer dünnen äußeren Hülle, die auf der Rückseite offen gelassen ist und den Arbeiten so einen attrappenhaften Charakter verleiht. Ähnlich wie bei echten Attrappen, die als Gegenstände andere Gegenstände nachahmen, thematisieren die Skulpturen weniger ihre tatsächliche Körperlichkeit als vielmehr das Bild oder die Idee eines skulpturalen Gegenstandes. Durch Rasterzeichnungen, die in Größe und Proportion an Fassadenkacheln aus Keramik erinnern, betont Eva Berendes die Oberfläche der Arbeiten zusätzlich. Der Platz der „echten“ Materialität wird in den Arbeiten durch Fundstücke aus Keramik eingenommen, „echten“ Gegenständen, deren farbige Körper auf den Skulpturen arrangiert wurden. Die Frage, ob nun die Skulpturen als Sockel oder Bühne für die Keramiken dienen oder umgekehrt die Keramiken als dekorativer Vorwand für die Skulpturen gedacht sind, bleibt unbeantwortet.
Eva Berendes’ artworks often approximate, in their appearance and manufacture, objects commonly associated with crafts and applied arts. Her ‘folding screens’ and ‘curtains’ are obvious examples of this approach. Similarly, her plaster reliefs, freestanding sculptures stretched with string, or screens consisting of patchworked fabric constructions, employ applied art techniques while simultaneously negotiating questions of abstract painting. It is Berendes’ integration of these two areas of praxis that highlights the tenuous nature of their categorical differentiation, and questions the validity of this division.
Accordingly, movements that have tackled the relationship between fine arts arts and applied arts, such as Art Deco, Bauhaus, or the Arts and Crafts Movement, are important points of reference for the artist. Eva Berendes is particularly interested in the irreverent revival of these movements during the 1980s when artist and designer groups such as Memphis flouted established conventions normally applied to design objects, and outfitted them with quotes from modern art.
In the exhibition Silk, Grids & Souvenirs, Eva Berendes presents silks with intensely hued colour field and line designs whose composition and palette evokes a rather ‘worldly’ type of abstraction. The silks are mounted using only a set of two magnets that attach to slender white wall fixtures. In an interplay between magnetic force and gravity acting upon the fabric, a delicate draping of the material is produced. The resulting slight undulation of the material subjects the abstract composition to a subtle distortion, undercutting its rigidity. Here, as in other works by the artist, the presentation of each piece is integral to the artwork; by creating a symbiotic relationship between image and image-support, the works imply a paradigmatic equivalency of the two.
Eva Berendes juxtaposes the silks with expansive sculptures. Constructed from white card, they resemble architectural fragments or retail furnishings such as counters and display units. These objects consist merely of a thin outer skin; the reverse of the sculptures is left open, thereby creating the impression of a mock-up or prop. Similar to actual props that, as objects, imitate other objects, it is less the sculptures’ actual physicality that is at issue, but the image or idea of a sculptural object. Grid drawings that, in their size and proportion, resemble architectural ceramic tiles additionally emphasize the sculpture’s surface. The site of ‘real’ materiality is taken up by found ceramic objects, ‘real’ objects, whose coloured figures have been arranged on the sculptures. Whether these sculptures function as plinth or stage for the ceramics, or conversely, whether the ceramics are intended as decorative pretext for the sculptures, remains open.