„The End of An Eye“ lautet der Titel der zweiten Solo Show von Lea von Wintzingerode bei Jacky Strenz.

„Eye“ wie „I“ (Ich) und „Eye“ wie Auge – Sehen und Sein. Sehen als kollektive Praxis, ähnlich wie hören, wir hören und sehen gemeinsam. „The End of an Eye“ – in Anlehnung an den Titel des experimentellen Albums „The End of an Ear“ von Robert Wyatt aus dem Jahr 1970 – kann aber auch verstanden werden als der Eckwinkel eines Auges, aus dem heraus betrachtet, alles verschwimmt. Auf all das, was man eben nicht sieht, sehen kann, sehen will oder auch das man mehr sieht. Das, was vergraben ist, nicht sichtbar. 

Lea von Wintzingerode kombiniert in ihren figurativen Gemälden Szenen und Ausschnitte, die teils auf persönlicher Erfahrung und teils auf kollektiver Erinnerung basieren, mit Portraits, welche sich auf Personen der Underground-Musik und Pop-Kultur als auch auf den Einfluss der écriture feminine bis in die Gegenwart beziehen.

Die Arbeiten von LvW reflektieren eine von extremem Individualismus geprägte Gesellschaft. Sie zeigen das Spannungsverhältnis zwischen Innerlichkeit und der Rolle des Einzelnen als soziales Wesen, sowie das Streben nach Anerkennung sozialer, sexueller und ethnischer Unterschiede, und verhandeln so das permanente Neuerschaffen von sozialem Raum. Insofern kann „The End of An Eye/I“, also die Möglichkeit des finalen „Ichs“ ebenso als Utopie einer Abkehr des Individualismus hin zu einer Gemeinschaft verstanden werden.