Zentrales Thema der Arbeiten von Raimer Jochims ist die Entstehung von Werken, die die Natur der Farbe und ihrer Wahrnehmung erkunden. Doch obwohl die Werkgruppen “Verläufe” (1962-1973/4) und “Form der Farbe” (1974-2016) vordergründig auch als Farbfeldmalerei bezeichnet werden könnten, geht es Jochims weder um die formale Abstraktion von Formen noch um eine expressive oder symbolische Darstellung von Motiven oder Inhalten. Vielmehr beschäftigt sich Raimer Jochims mit der Identität und dem Sein von Farbe.
Bei seiner Werksgruppe „Steine“ (seit 1976), handelt sich um gefundene Natursteine, deren Oberfläche Raimer Jochims in einem langjährigen, steten Prozess mit dem Meißel bearbeitet, bis sie so „differenziert wie nötig und so straff wie möglich“ (Zitat: Jochims) sind. Raimer Jochims verbindet sowohl mit dem Behauen der Steine als auch mit deren Rezeption Empfindsamkeit, Demut und Dauer. Ihr Bezug zur Erde manifestiert sich in ihrer Herkunft wie der Präsentation am Boden. Mit ihrer organischen Form verbinden sie oben und unten, links und rechts, vorne und hinten und bilden einen Ausgleich zu den rechteckigen Räumen.
In einer Verquickung aus positivistischem („Sehen heißt, nicht der Sinnlichkeit erliegen“, Arbeitsnotiz 14. 4. 1997) und spirituellem Ansatz („Kraft geben nicht verzehren“), verfolgt Jochims eine Abstraktion, die weder weniger noch mehr als Darstellung sein will. Im Glauben an eine kosmische Ordnung der Welt, die von der Kunst mitgetragen und befördert werden kann, sind Jochims Arbeiten von dem Wunsch gekennzeichnet dem Betrachter eine konstruktive, „lebensfördernde“ Seherfahrung zu erlauben und somit nicht nur den Blick zu schulen.
The central theme of Raimer Jochims’ oeuvre is the creation of works that explore the nature of color and its perception. But even though the work groups „Verläufe/Gradient“ (1962-1973/4) and „Form der Farbe/Shape of color“ (1974-2016) could be referred as color field painting, Raimer Jochims is neither interested in formal abstraction of shapes, nor in an expressive or symbolic representation of motifs or content. Raimer Jochims rather engages with the very identity and being of color.
His work group „Stones“ (since 1976), deals with found natural stones. In a long process, often taking years, Raimer Jochims works on their surface with a chisel, until they are “as differentiated as necessary, and as taut as possible” (Quote: Jochims). With the chiseling as well as with the reception of the stones, Jochims associates sensitivity, humility and permanence. Their relationship to the earth manifests itself in their origin as well as their presentation on the ground. Their organic forms link above and below, left and right, front and back, thus balancing out the rectangular spaces where they are presented.
By using an approach that combines positivist (“seeing means not succumbing to sensuality”, work note April 14, 1997) and spiritual elements (“to give energy, not consume it”), Raimer Jochims aims for an abstraction that wants to be neither less nor more than representation. Believing in a cosmic order of the world, he wants the beholder to have a constructive, “life-sustaining” visual experience that goes far beyond just training the gaze.